Verzeichnis der Interviews

Reinhold AndertLiedermacher, Autor, Historiker
Sabine AndertCellistin, Kulturpolitikerin
Carmen-Maja AntoniSchauspielerin, Diseuse*
André AsrielKomponist, Musikwissenschaftler
Martin BarthelsPastor (i.R.)
Michael BehmSchlagzeuger, Musikpädagoge
Uschi BrüningJazzsängerin*
Annekathrin BürgerSchauspielerin, Diseuse*
Ludwig DeitersArchitekt, Denkmalpfleger*
Herma EbingerJournalistin, Sozial-Aktivistin*
Bruno FlierlArchitekturtheoretiker
Bernd GehrkeÖkonom, Politiker, VL-Aktivist
Erhard GeisslerMikrobiologe, Genetiker
Rolf HeinemannPädagoge, Essayist
Jörg HildebrandtLektor, Journalist
Ruth HohmannJazzsängerin, Lehrerin*
Sigmund JähnKosmonaut, Wissenschaftler*
Walter KaufmannSchriftsteller, Journalist*
Reinhard KnischBetriebs- und Personalrat i.R.
Günter MayerMusikwissenschaftler, Philosoph
Lothar MarumPolitiker
Moritz MebelArzt (Urologie), Politiker
Sonja MebelÄrztin (Immunologie)
Luise MirschMusikproduzentin
Dietrich MühlbergKulturwissenschaftler
Gerhard MüllerMusikdramaturg, Journalist
Peter NölleTonmeister
Bernd RumpLiedermacher, Autor, Theaterleiter
Volker SchliackArzt (Diabetologie)
Frank SchneiderMusikwissenschaftler, Intendant
Jörg StempelMusikmanger
Peter WickeMusikwissenschaftler
   
Ruth HohmannSie ist mittlerweile eine lebende – besser gesagt: singende – Legende geworden. Sie ist DIE Große Dame des DDR-Jazz. Mit ihrem Namen ist wesentlich dessen Geschichte verbunden, sie hat all seine Höhen und Tiefen hautnah erlebt und erstere zu gutem Teil auch mitgestaltet. In zahllosen Auftritten eroberte sich die „Ella des Ostens“ eine treue Fan-Gemeinde. Als Professorin gab sie ihre reiche Erfahrung weiter, unterrichtet auch heute noch – und singt!
   
 Sigmund Jähn Unser erster Interviewpartner in der Reihe “Meine Biografie in dieser Zeit” war der Kosmonaut Sigmund Jähn. Es lag Mitte der siebziger Jahre in der Luft, das die Sowjets demnächst den Genossen eines Brudervolkes mit ins All fliegen lassen würden. Aber aus welchem? Nach einem Tschechen und einem Polen dann endlich der ersehnte Paukenschlag. „Der erste Deutsche im All – ein Bürger der DDR!“ titelte das ND in riesigen Lettern. Sigmund Jähn blieb ein Sympathieträger für viele, denn an seiner Bodenständigkeit, seiner vogtländischen Gelassenheit und seinem stillen Humor perlte alles bemühte Propaganda-Pathos ab. Sein persönlicher Mut und seine hohe Kompetenz stehen außer Frage. Auch lange nach der Wende noch war er ein wichtiger Vermittler zwischen – nun tatsächlich – deutschen und – nun nicht mehr sowjetischen, sondern – russischen Weltraumaktivitäten.
   
Annekathrin BürgerAnnekathrin BürgerWohl eines der bekanntesten Gesichter im Osten Deutschlands, bekannt aus fast zweihundert Film- und Fernsehproduktionen und auch aus Ihrer Zeit am Ensemble der Berliner Volksbühne.
   
 Carmen-Maja Antoni Nach Beendigung ihres Studiums an der Schauspielschule in Potsdam-Babelsberg ging Carmen-Maja Antoni zunächst ans Hans-Otto-Theater Potsdam, wechselte dann zu Benno Besson an die Berliner Volksbühne und 1976 ans Berliner Ensemble. Am Theater spielte sie in klassischen und Märchenstücken und immer wieder in Stückenvon Bertolt Brechts. Sie wurde bald eine der auffälligsten, signifikantesten Darstellerinen innerhalb der Berliner Theaterlandschaft.
   
 Walter Kaufmann  Sohn einer jüdischen Verkäuferin, überlebt den Holocaust als Adoptivkind, Jahrgang 1924
   
Uschi Brüning  
   
 Prof. Dr. Ludwig Deiters Nach einem Studium an der Technischen Universität arbeitet Ludwig Deiters, geboren 1921 in Berlin, im Institut für Bauwesen der Akademie der Wissenschaften der DDR. Unter Hermann Henselmann, dessen architektonischer Erfolg besonders mit dem Projekt der heutigen Karl-Marx-Allee zusammenhängt, entwarf er Schulen, dann (im Kollektiv) die monumentalen Gedenkstätten in den einstigen Konzentrationslagern Buchenwald, Sachsenhausen und Ravensbrück.
   
 Herma Ebinger Nach der Wende beschloss sie, sich nicht den zu erwartenden Verwerfungen auszusetzen, sondern einen ganz anderen Weg zu gehen. Mit Gleichgesinnten gründete sie die erste Landkommune Ostdeutschlands. Später wurde diese Landkommune ein Teil der seit nunmehr 40 Jahren bestehenden europäischen Kooperative Longo Mai (provenzalisch: Lang möge es dauern), die inzwischen in mehreren europäischen Ländern selbstverwaltete Höfe betreibt. Der Weg, den Herma Ebinger wählte, war ein konsequenter. Nicht im Mindesten war er bequem.
   

Im privaten Rahmen entstanden Videointerviews von:
 
Sabine AndertAls Kind mit vielen Interessen mußte sie sich irgendwann zwischen Sport und Musik entscheiden – sie wählte die Musik.Eine immer währende und nie nachlassende Liebe zum Cello prägte sie. Mit wachem Verstand und manchmal riskantem Engagement verfolgte Sabine Andert darüber hinaus die politischen Verhältnisse und gestaltete sie zeitweise aktiv mit; ungewöhnlich bei Ihrer Profession und dem Zeitbudget einer Orchestermusikerin und Mutter zweier Söhne.
 
   
Martin BarthelsDer Vater war im Krieg geblieben; ein Pfarrer, der sich freiwillig zum Militärdienst gemeldet hatte. Das machte Martin zum Pazifisten. Und – er wurde ebenfalls Pfarrer. Auf Usedom, und dort blieb er. Man kann sich kaum einen für ihn passenderen Ort vorstellen. Neben der intensiven Gemeindearbeit erfand er den Benzer Kirchensommer als genreübergreifendes Musikfestival, das bald über die Insel hinausstrahlte und ein Ort deutsch-deutscher Begegnung wurde. Nach der Pensionierung war das Leben als Amtsvorsteher nicht weniger intensiv, in Zeiten, da sich so vieles veränderte. Er konnte viel Gutes durchsetzen, manches Dumme verhindern und war immer nahe an den Menschen, seinen Usedomern, wobei sein einladendes Haus stets voller Gäste war.
   
Michael BehmEnttäuscht vom als restriktiv empfundenen Schulbetrieb wandte sich Michael Behm schon früh anderen Aktivitäten zu. Schließlich wurde die Musik dominant. Er war einer der renommiertesten, begehrtesten Schlagzeuger der DDR. Zwischen Jazz und Rock spielte er in vielen namhaften Besetzungen, wobei ihm neue Herausforderungen stets wichtiger waren als kommerzielle Sicherheit. Mehr und mehr griffen auch pädagogische Aktivitäten Raum, dennoch entdeckt er auch immer wieder neue musikalische Wege. 
   
Moritz Mebel 

Forscher und Urologe, Jahrgang 1923, Videointerview in seinen Privaträumen.
   
Erhard GeißlerAls Kind noch bei den Pimpfen, die Schule schien eher unwichtig. Später begeisterter Musiker – das Studium schien eher unwichtig. Kaum zu glauben, daß aus diesem Jungen ein weltweit anerkannter Mikrobiologe wurde. E.G. konnte mit dazu beitragen, daß Genetik auch in der DDR als Wissen- schaft akzeptiert und betrieben wurde. Seine Forschungen über und sein Einsatz gegen biologische Waffen setzten Standards und vernetzten ihn mit der internationalen Forschergemeinschaft.
   
Bernd Gehrke Der 1950 geborene Bernd Gehrke wuchs im Berliner Arbeitermilieu des Prenzlauer Bergs auf. Die DDR sah man als Provisorium, die kulturelle Orientierung war eher westlich, die politische eher sozialdemokratisch. Gehrke erlebte relativ früh Polizeigewalt im Rahmen der Beat-Proteste Mitte der sechziger Jahre. Seine Oppositionshaltung hielt ihn dennoch nicht von sozialistischen Idealen ab. Er studierte, auch vor diesem Hintergrund, Ökonomie. Wegen Bildung einer staatsfeindlichen Gruppe wurde er als Heizer in die Produktion geschickt, später ins Berliner Möbelkombinat. Hier konnte er durch Einblick in die realen Prozesse der Wirtschaft sein Verständnis darüber vertiefen, was in der DDR-Ökonomie schieflief. Gründungen oppositioneller Zirkel folgten, wobei es ihm auch immer um die Vernetzung nicht nur der DDR-Opposition, sondern auch um die mit West- und Osteuropa ging.
In der „Wendezeit“ gehörte er zu den Gründern der „Vereinigten Linken“ (VL). Weitere Etappen waren die „Initiative kritische Gewerkschaftsarbeit (IKG) “, die Betriebsräte-Initiative im Zuge der Treuhand-Tätigkeit, sowie die Beratertätigkeit für die Berliner Abgeordneten des „Neuen Forum“.
Bernd Gehrke ist heute als Teamer und Referent in der Politischen Bildungsarbeit tätig und bearbeitet dabei eine breite Palette von Themen, u.a. die Geschichte der DDR-Opposition.
   
Jörg HildebrandtDer 1939 in Königsberg geborene Junge erlebte die frühere preußische Hauptstadt noch in alter Pracht, dann aber deren Untergang. Nach einer dramatischen Flucht über die Ostsee fasste die Familie schließlich in Berlin wieder Fuß, wo der Vater eine Pastorenstelle bekleidete. Sie wohnten in der Bernauer Straße – das Haus stand im Osten, der Eingang ging jedoch zur Westberliner Seite. Zwei Türen entfernt lebte Regine, seine spätere Frau. Beide blieben im ungeliebten Staat DDR.
Jörg Hildebrandt wurde einer der ersten Bausoldaten der NVA, danach Lektor bei der Evangelischen Verlagsanstalt. Dort konnte er zahlreiche internationaler Autoren veröffentlichen. In der „Wendezeit“ schickte ihn die SDP Anfang 1990 zum „Runden Tisch des Rundfunks“ der DDR. Außerdem wurde er stellvertretender Rundfunkintendant, auch über den 3. Oktober hinaus. Nach Konflikten mit dem Beauftragten der Bundesregierung zur Abwicklung des Rundfunks der DDR wurde er von diesem entlassen.
Anschließend wirkte er maßgeblich beim Aufbau des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg mit und war an der Konzeption der Programme bei der Fusion zum Rundfunk Berlin-Brandenburg beteiligt. Als wichtigster Partner, Helfer und Ratgeber seiner Frau Regine Hildebrandt, der legendären Brandenburgischen Sozialministerin, begleitete er deren Lebensweg bis zuletzt.
   
Reinhard KnischDer gebürtige Rostocker Reinhard Knisch galt schon seinen Schullehrern als Gerechtigkeitsfanatiker, stets stellte er unbequeme Fragen. Als Ingenieur arbeitete der gelernter Schiffsmaschinenschlosser nach seinem Studium beim Fischkombinat Rostock.
Im heißen Herbst 89 war er einer der Aktivisten des Neuen Forum in Rostock.Reinhard Knisch wurde erster frei gewählter Gewerkschaftschef im Fischkombinat und begleitete in dieser Funktion die Betriebsangehörigen über die Verwerfungen der Wendezeit.
Als Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen wurde er in zahlreiche Funktionen gewählt oder berufen, unter anderem in die Rostocker Bürgerschaft. Sein soziales Engagement gilt vor allem der jüngeren Generation.
   
Luise MirschAufgewachsen noch im Riesengebirge. Dann die Umsiedlung in ein ganz anderes Umfeld: auf die  Insel Usedom. L.M. war ein Mädchen mit vielen Talenten, lange konnte sie sich nicht zwischen Theater und Musik entscheiden. Der berufliche Werdegang schlug denn doch in letztere Richtung, und L.M. wurde die wohl wichtigste Musikproduzentin (der DDR) im Bereich Rock- und Popmusik.
   
Dietrich MühlbergAls Kind erlebte Dietrich Mühlberg das Kriegsende in Berlin; eine sowjetische Flak stand im Garten der Eltern.Später wurde er wegen moralischer Verfehlung aus der FDJ ausgeschlossen; er hatte eigenmächtig eine Klassenfahrt verlängert. Einen Studienplatz Germanistik bekam er nicht; der Studiengang war „wegen Überfüllung“ geschlossen.Bei der Philosophie mangelte es hingegen an Bewerbern; dieses Studium führte Dietrich Mühlberg auf seinen Weg, der ihn zum wichtigsten Kulturtheoretiker der DDR machen sollte. An der Humboldt-Universität baute er den Studiengang Kulturwissenschaft und die Sektion Kulturtheorie/Ästhetik mit auf; er verteidigte sie später gegen alle Anfeindungen (bis hin zur Fast-Auflösung um 1985). Seine fundierte Ausbildung der Studenten prägte Generationen; elastisches Denken und plurale Theorie wirkten grundlegend.Mit der „Kulturinitiative 89“ formierte er nach dem Ende der DDR ein Netzwerk kulturwissenschaftlich Forschender; wirksam über eigene Veranstaltungen, ein Internetportal und -Journal.
Bis heute ist Dietrich Mühlberg ein gefragter Referent, Ratgeber, Moderator und Kritiker.
   
Rolf HeinemannEr ist Pädagoge mit Leib und Seele. Lebenslänglich, sozusagen. Sein Wissen, seine Erfahrungen verarbeitet er, nun mehr außer Dienst, auch in nachdenklichen Essays. Und noch immer sucht er den Kontakt zu jungen Menschen, um von ihren Wünschen, Ideen, Ängsten und Hoffnungen zu lernen.
   
André Asriel Jahrgang 1922, östereichisch-deutscher Komponist, u.a. lehrte er an der Hochschule für Musik Hanns Eisler, in Berlin (DDR)
   
Volker Schliack Jahrgang 1921 ist sein Berufsleben als Mediziner gekennzeichnet von einer großen selbstgestellten Aufgabe: der Erforschung und Therapie von Diabetes. Hier gelangen ihm wesentliche, bahnbrechende Ergebnisse, die bis heute den Standard auf diesem Gebiet prägen – weltweit. Ein international renommiertes Forscherleben in Zeiten des Kalten Krieges, reich an Facetten, Anekdoten und überraschenden Begebenheiten.
   
Prof. Frank Schneider Der 1942 in Sachsen geborene Frank Schneider hat wesentlich
die neuere Musikwissenschaft in der DDR miterlebt, gestaltet und dokumentiert. Professor Schneider hat Zäsuren und Machtkämpfe erlebt und überstanden. Er gilt als der wohl engagierteste und kompetenteste Vorkämpfer der Neuen Musik innerhalb der DDR. Fast zwanzig Jahre war er dann Intendant des Berliner Schauspielhauses/Konzerthauses. Seit 1995 arbeitet er an einer Internet-Datenbank zur systematischen Erfassung der komponierten Musik aus Geschichte und Gegenwart im Hinblick auf Stoffe und Motive mit bisher über 330.000 Einträgen.
   
Dr. Gerhard Müller Der 1939 geborene Thüringer entschied sich 1959 für ein Journalistik-Studium in Leipzig, obwohl doch seine stille Liebe die Musik war und seine eigentliche Berufsneigung eher dem Theater galt. Seit 1963 bei der DDR-Nachrichtenagentur ADN beschäftigt, wurde Gerhard Müller dort auf Grund seines Spezialwissens bald der Musikspezialist. Er begleitete als Journalist u.a. mehrere Auslandsgastspiele von Orchestern und Musikensembles der DDR.
Sein Engagement galt vor allem der Anerkennung und Durchsetzung der Neuen Musik. Seine Kolumne im „Eulenspiegel“ wurde viel und gern gelesen und trieb die Akzeptanz der Neuen Musik weiter voran. Seiner Sehnsucht zum Theater konnte Gerhard Müller dann doch noch folgen: 1970 holte ihn Wolfgang Herz an die Berliner Komische Oper, er wurde deren Chefdramaturg und hielt ihr lange die Treue. Gerhard Müller leitete auch die Konzerttätigkeit des Opern-Orchesters, schrieb Opernlibretti und profilierte sich weiter als einer der wichtigsten Musikjournalisten des Landes.
   
Peter Noelle Der 1936 geborene Berliner erlebte mit  seiner Mutter verschiedene Etappen der Evakuierung: Ostpreußen, Sudeten, Bautzen. Von dort zogen sie nach Kriegsende zum Vater nach Berlin. Die starke Bindung an die Mutter aber blieb – ein Leben lang. Einen kindlichen Berufswunsch hatte Peter Nölle nicht, technische und musische Interessen hielten sich die Waage. Glückliche Fügung: eine Freundin wies ihn auf das soeben neugeschaffene Tonmeister-Studium hin. Das war es! Peter Nölle war begeistert dabei – und blieb es seitdem. Nach dem Studium kam der Ruf in den Rundfunk.
Dort, Anfang der 60er, engagierte er sich besonders für die sich formierende „Unterhaltungs“-Musik. Neue Klangkörper wurden etabliert, Peter Nölle war deren ständiger Begleiter. Schließlich und folgerichtig wurde er ständiger Tonmeister der renommiertesten DDR-TV-Show „Ein Kessel Buntes“. Zahlreiche internationale Stars kreuzten seinen Weg und bestätigten, oft staunend, die hohe Professionalität dieser Produktionen. Nach der „Wende“ geriet Peter Nölle in Turbulenzen, er hatte versucht, die legendären Lautsprecher BR-25 und BR-50 marktwirtschaftlich zu etablieren. Nach schweren Zeiten gelang es ihm doch, sich noch einmal neu aufzustellen: er wurde Dozent für Medientechnik in Emden. Sein hoher Standard in Wissen und Praxis überzeugte auch dort.

Die Liste mit allen bisher vorhandenen Interviews finden Sie am Anfang dieser Seite.